Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  /   Technische Fakultät  /   Department Informatik

Übungen zu BS - Dokumentation Aufgabe 2 (WS 2015/16)

Externe Interrupts in modernen PCs - Interruptbehandlung mit Hilfe der APIC-Architektur

Moderne PCs verwenden nicht mehr den PIC8259A, um externe Interrupts an die CPU anzubinden. Stattdessen kommt der APIC zum Einsatz. Die APIC-Architektur besteht dabei aus mehreren Chips:

  • Jede CPU besitzt einen Local APIC, der Interruptanforderungen von außen entgegennimmt und an den CPU-Kern weiterleitet. In Multiprozessorsystemen ist es darüberhinaus auch möglich anderen CPUs einen Interprozessorinterrupt zu schicken und so zwischen den einzelnen CPUs zu kommunizieren.
  • Externe Interruptquellen wie z.B. Tastatur, Maus, Timer etc. sind an den sog. IO-APIC angeschlossen. Dieser besitzt dafür 24 Eingänge. Alle Interrupteingangspins am IO-APIC sind grundsätzlich gleichberechtigt. Der IO-APIC reagiert in FIFO-Reihenfolge auf mehrere externe Interrupts.

Alle APICs eines Systems (egal ob local oder IO-APIC) kommunizieren je nach System mittels des Systembusses oder über einen dedizierten APIC-Bus. Für den Systemprogrammierer(also euch:) ) spielt das jedoch keine Rolle, da sich beide Implementierungen auf Ebene der Schnittstelle gleich verhalten.

Die Zuordnung von externen Interrupts zu Interruptvektoren in der CPU ist im IO-APIC frei programmierbar. Dazu besitzt der IO-APIC eine Tabelle (Redirection Table), in der für jeden Eingangspin der in der CPU auszulösende Interruptvektor konfiguriert werden kann. Darüberhinaus ist es hier möglich die Art des externen Interrupts (edge- oder leveltriggered) zu konfigurieren und ihn auszumaskieren. Auch die Menge aller zur Interruptbearbeitung in Frage kommenden Prozessoren kann hier konfiguriert werden.

Stellt der IO-APIC nun fest, dass auf einem der Interrupteingänge eine Interruptanforderung anliegt, so wird anhand der jeweiligen Konfiguration entschieden, an welche CPU der konfigurierte Interruptvektor gesendet werden soll. Dieser wird dann durch den Local APIC der jeweiligen CPU an den eigentlichen Prozessorkern weitergeleitet, wo dann die Unterbrechungsbehandlung gestartet wird. Nach Durchführung der Behandlung muss dem Local APIC dies mitgeteilt werden. Erst wenn dies geschehen ist, wird man weitere Interruptanforderungen dieses Typs erhalten.

Im Gegensatz um IO-APIC nimmt der Local APIC nun eine Priorisierung vor. Die Priorität eines Interrupts hängt dabei von seiner Vektornummer ab:

priority = vector / 16

Da die Vektoren 0 bis 31 reserviert sind, stehen die Prioritäten 2 bis 15 der Anwendung zur Verfügung.

Software

Ignorieren eines Interrupts

CPU-seitig kann dafür gesorgt werden, daß das laufende Programm nicht durch Interrupts unterbrochen wird. Dazu wird mit der Assembleranweisung cli das Interrupt-Bit im EFLAGS-Register gelöscht. Der Prozessor wird nun auf weitere, durch den Local APIC zugestellte Interrupts nicht mehr reagieren. Mit dem Befehl sti werden die Interrupts im Prozessorkern wieder zugelassen.

Externe Interrupts können auch selektiv unterdrückt werden. Dazu muß der IO-APIC programmiert werden. Da das APIC Subsystem eine relativ neue PC-Komponente ist, wird die Programmierung nicht über die in und out Befehle der x86 CPU vorgenommen. Stattdessen werden die Register des Local und IO-APICs memorymapped angesprochen.

Software zur Interruptbehandlung

Wenn eine Interruptanforderung eines externen Gerätes ankommt dann verzweigt der Prozessor automatisch zur entsprechenden Interruptbehandlungsroutine.

Deren Adresse wird einer Interruptdeskriptortabelle (IDT) entnommen, wobei die im IO-APIC konfigurierte Vektornummer als Index in die Tabelle dient. Die Vektornummer wird dabei vom IO-APIC über den APIC-Bus oder den Systembus an einen Local APIC geschickt, der dann dafür sorgt, dass die CPU unterbrochen wird. Während beim 8086 Prozessor die Lage der Interruptdeskriptortabelle noch fest von der Hardware vorgegeben war, wird beim 80386 ihr Anfang und ihre Größe durch das IDT-Register beschrieben.

Die Interruptdeskriptortabelle kann maximal 256 Interruptgate-Deskriptoren enthalten, von denen es drei verschiedene Typen gibt:

Task-Gate

Der Interruptgate-Deskriptor zeigt auf einen Task, einen hardwaremäßig unterstützten Prozeß. Wenn der entsprechende Interrupt eintritt, führt der Prozessor automatisch einen Taskwechsel zu dem angegebenen Interrupt-Task durch.

Interrupt-Gate

Der Interruptgate-Deskriptor zeigt auf eine Prozedur, die als Interruptbehandlungsroutine ohne vorherigen Taskwechsel aufgerufen wird. Während der Behandlungsroutine werden die Interrupts von der CPU automatisch deaktiviert.

Trap-Gate

Der Trapgate-Deskriptor zeigt auf eine Prozedur, die als Trapbehandlungsroutine ohne vorherigen Taskwechsel aufgerufen wird. Die Interrupts bleiben hier jedoch im Gegensatz zum Interruptgate aktiv.

Bevor der Prozessor infolge eines Interrupts oder Traps die angegebene Behandlungsroutine aufruft, legt er den aktuellen Inhalt des EFLAGS Registers auf den Stack ab. Dies ermöglicht es ihm, nun das Interrupt-Enable-Flag im EFLAGS-Register zu löschen und auf diese Weise die geschachtelte Behandlung weiterer Interrupts zu verhindern. Wie bei einem normalen Funktionsaufruf wird dann noch die Rücksprungadresse (Inhalt von Code-Segment und Instruction Pointer) auf dem Stack gesichert, bevor die Behandlungsroutine begonnen wird. Bei manchen Exceptions legt der Prozessor zusätzlich einen Fehlercode auf dem Stack ab.

Wurde die Unterbrechung durch einen Interrupt ausgelöst, so besteht eine Aufgabe der Interruptbehandlungsroutine darin, dem Local APIC mitzuteilen, dass der Interrupt behandelt wurde. Anderenfalls wird der APIC nämlich keine weiteren Interrupts desselben Gerätes weiterleiten. Das Senden des Interrupt-Acknowledge-Signals erfolgt dabei durch schreiben in ein spezielles Register des Local APICs.

Mit dem iret Befehl wird die Unterbrechungsbehandlung abgeschlossen. Der Prozessor holt die Rücksprungadresse vom Stack, stellt den Inhalt des EFLAGS Registers wieder her und kehrt zu der unterbrochenen Funktion zurück. Dadurch, daß auch die EFLAGS wieder hergestellt werden, werden spätestens jetzt die Interrupts CPU-seitig wieder zugelassen.

Zugriff auf die Register des Local APICs bzw. des IO-APICs.

Beide Komponenten, Local APIC und IO-APIC, werden grundsätzlich über memory-mapped IO angesprochen. In der Art und Weise wie jedoch die internen Register angesprochen werden unterscheiden sich jedoch beide grundsätzlich. Beim Local APIC sind alle internen Register in den Adressraum des Prozessors eingeblendet. Die internen Register des IO-APICs sind hingegen nicht direkt zugreifbar, sondern werden über die die beiden Register IOREGSEL und IOWIN angesprochen. Dazu schreibt man zuerst die Adresse des gewünschen internen Registers in IOREGSEL. Aus IOWIN kann man nun den Wert des internen Registers auslesen oder neu schreiben.

Die Register des IO-APICs und ihre Beschreibung findet ihr in machine/ioapic_registers.h; für den Local APIC befinden sich diese in machine/lapic_registers.h

Die Lowlevelprogrammierung des Local APICs haben wir für euch schon erledigt. Ihr könnt also einfach die Klasse LAPIC verwenden, wenn ihr Funktionen des Local APICs benötigt. Der die Zugriffsfunktionen für den IO-APIC hingegen müssen von euch noch programmiert werden, indem ihr die Klasse IOAPIC vervollständigt.

Literatur