Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  /   Technische Fakultät  /   Department Informatik

Echtzeitsysteme (WS 2016/17)


Der Begriff Echtzeit ist einer der am meisten strapazierten Begriffe der Informatik und wird in den verschiedensten Zusammenhängen benutzt: Echtzeitstrategiespiel, Videobearbeitung in Echtzeit, Echtzeitsteuerung, Echtzeitkommunikation, und viele mehr.

Tatsächlich zeichnen sich Echtzeitsysteme nicht durch ihre Geschwindigkeit, sondern durch ihre Kopplung an die (echte) Realzeit aus. Ihr Ziel ist die rechtzeitige Bereitstellung von Funktionen und Ergebnissen, wie das nebenstehende Beispiel eines Airbags sehr anschaulich zeigt.

News

03.02.2017 Für den Erwerb eines EZS-Boards tragt euch bitte verbindlich im Waffel ein. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf 15-20€ je Board. (pu)

Inhalt der Vorlesung

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Durch die Kopplung an die Realzeit, sind Echtzeitsysteme per Definition in die (reale) Umwelt eingebettet. Hier dienen sie typischerweise der Steuerung und Regelung von physikalischen Prozessen, wie beispielsweise dem Airbag eines Fahrzeugs.

Die Entwicklung eines Echtzeitsystems schliesst typischerweise Experten aus verschiedenen Bereichen mit ein. Die Veranstaltung nähert sich der Thematik zwar aus der Sicht der Informatik, ist jedoch grundsätzlich interdisziplinär ausgelegt und richtet sich sowohl an Studierende der Informatik als auch an diejenigen anderer Studiengänge mit einem anwenungsorientierten Bezug wie beispielsweise Mechatronik, Elektrotechnik, I&K, CE, Maschinenbau und Medizintechnik (→ Voraussetzungen).

Entsprechend weit spannt sich auch das Themengebiet Echtzeitsysteme auf. Abhängig von der Betrachtungsebene spricht man allgemein von eingebetteten Systemen oder, um den regelungstechnischen Anteil hervorzuheben, von Cyber-Physical Systems. Die Veranstaltung Echtzeitsysteme nimmt hierbei den Standpunkt der Systemsoftware (Echtzeitbetriebssystem) ein und erlaubt dadurch einen querschneidenden Einblick in die gesamte Welt der Echtzeitsystementwicklung. Die Vorlesung vermittelt dabei die notwendigen Grundkenntnisse, Techniken und Mechanismen für die Entwicklung von Echtzeit(betriebs)systemen und schafft damit eine gemeinsame Grundlage für alle Beteiligten.

Ziel der Veranstaltung ist neben einem fundierten theoretischen Überblick auch die tiefgehende Vermittlung von praktischem Wissen und Fähigkeiten, welches als Basis für eine erfolgreiche industrielle bzw. wissenschaftliche Anwendung dienen können.

Eine Übersicht über die Themen der Vorlesung findet sich hier beziehungsweise in der Modulbeschreibung.

Terminplan und Vorlesungsfolien...

Inhalt der Übung

In den begleitenden Übungen werden die in der Vorlesung vorgestellten Techniken bei der Entwicklung eines Echtzeitsystems praktisch umgesetzt. Hierfür setzen wir in diesem Semester das weitverbreitete Echtzeitbetriebssystem eCos ein. Die Entwicklung erfolgt dabei zum Teil an einem STM32F411VET6 Evaluationsboard, und zum Teil mit Hilfe eines Simulators. Vorkenntnisse in hardwarenaher Programmierung sind nicht erforderlich.

In den Übungsaufgaben wird ein Oszilloskop als realistische Beispielanwendungen entwickelt. Die in der Vorlesung vorgestellten Probleme und Lösungen können damit sehr gut aufgezeigt werden. So wird beispielsweise die Echtzeitfähigkeit der Signalverarbeitung durch Ausgabe des Signals auf dem Bildschirm gezeigt, und per FFT sichtbar gemacht.

Im Verlauf der Übungen wird auch auf spezielle Werkzeuge für die Entwicklung und Analyse von Echtzeitsystemen eingegangen, wie sich auch in der Industrie Anwendung finden. Hierzu zählt beispielsweise die Ermittlung der maximalen Ausführungszeit (worst case execution time, WCET) mittels des beim Airbus A380 eingesetzten aiT Analysers. Das Ziel ist hierbei möglichst praxisorientiert und nahe an den industriellen Anforderungen Fähigkeiten zu vermitteln und einen fundierten Einblick zu erhalten.

Die Übung wird in zwei Ausprägungen angeboten:

  • Grundlegende Übungen [Ü_EZS] (2,5 ETCS)
  • Erweiterte Übungen [EÜ_EZS] (5 ECTS)
Diese unterscheiden sich grundsätzlich nur in "Tiefe" und Umfang der gestellten Übungsaufgaben. Die erweiterte Übung zielt hierbei auf die selbstständige Erarbeitung von Problemlösungen ab, welche über das reine Problemverständnis hinausgehen. Dies umfasst insbesondere auch entsprechende Programmaufgaben und setzt daher einen etwas sichereren Umgang mit der Programmiersprache C/C++ und allgemeine Werkzeug/Linux-Kenntnisse voraus.

Weitere Informationen zur Übung...

Voraussetzungen

Die Veranstaltung ist inhaltlich weitgehend in sich abgeschlossen und für alle Studierenden der genannten Studienfächern mit einer Begeisterungsfähigkeit für praktische, systemnahe Informatik geeignet. Unabhängig davon sind grundlegenden Betriebssystemkenntnissen, systemnaher Programmierung von eingebetteten Systemen und ein gewisses Durchhaltevermögen äußerst hilfreich.

Für die Bearbeitung der Übungsaufgaben sind entsprechend grundlegenden Programmierkenntnissen in C und/oder C++ notwendig. Hierfür ausreichend ist eine der folgenden Grundlagenveranstaltungen: Systemprogrammierung I/II, Softwaresysteme I, Systemnahe Programmierung in C beziehungsweise äquivalenter Veranstaltungen. Eine erfolgreiche Teilnahme ist für Nebenfächler auch auf der Basis der Grundlagen der Informatik (Programmiersprache: Java) möglich. Hierfür ist die Bereitschaft der eigenständigen (veranstaltungsbegleitenden) Aneignung grundlegender C/C++ Kenntnisse jedoch zwingend erforderlich. Entsprechende Unterlagen und Literaturempfehlungen werden von uns gerne bereitgestellt.

Weiterhin sind grundlegende Erfahrungen im Umgang mit der Linux-Umgebung in den CIP-Pools beziehungsweise deren Aneignung erforderlich.

Fragebogen: Programmierkenntnisse

Zur Einordnung der eigenen C-Kenntnisse haben wir einen Aufgabenkatalog aus Systemnahe Programmierung in C zusammengestellt. Teilnehmer, die sowohl die meisten Fragen sicher beantworten können als auch die Programmieraufgabe lösen können, sollten keine handwerklichen Probleme mit den Übungsaufgaben haben und können sich voll auf die zu vermittelnden Konzepte konzentrieren. Fällt die Beantwortung der Fragen schwer, sollten die fraglichen Programmierkonzepte und die Bedeutung der unbekannten Schlüsselwörter nachrecherchiert werden, da diese nicht im Rahmen der Übung vermittelt werden können.

Dozenten und Betreuer

Dr.-Ing. Peter Ulbrich Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Schröder-Preikschat Dipl.-Ing. Tobias Klaus Florian Schmaus, M.Sc. Peter Wägemann, M.Sc. Simon Schuster

Terminübersicht (Wochenplanung)

Mo Di Mi Do Fr
08:00
09:00
10:00
10:15 - 11:45
Ü EZS
(ab 24.10., nicht 28.11.)
(Wägemann)
0.031-113
10:15 - 11:45
Ü EZS
(ab 26.10., nicht 30.11.)
(Klaus)
0.031-113
10:15 - 11:45
EZS
(Ulbrich)
H16
11:00
12:00
13:00
14:00
14:00 - 16:00
RÜ EZS
(ab 25.10.)
(Schmaus)
02.151a-113, 02.151b-113
14:00 - 16:00
RÜ EZS
(ab 28.10.)
(Schmaus)
02.135-113
15:00
16:00
16:00 - 18:00
RÜ EZS
(ab 25.10.)
(Schmaus)
02.151a-113, 02.151b-113
17:00

Terminübersicht (Semesterplan)

Ablauf von Vorlesung und Übungsaufgaben im Überblick: Die Abgabe der Aufgaben findet im Rahmen der regulären Übung statt und erfolgt durch Demonstration eurer Lösung am Rechner.

KWMoDiMiDoFrThemen
42 17.10 18.10 19.10 20.10 21.10 Vorlesung 1: Organisation
Vorlesung 1: Einleitung
Vorlesung 1
43 24.10 25.10 26.10 27.10 28.10 Übung 1: Organisation
Übung 1: Hallo Welt 1
Ausgabe A1: Hallo Welt
Vorlesung 2: Physikalisches Objekt - kontrollierendes Rechensystem
Übung 1 Übung 1 Vorlesung 2
Ausgabe A1
44 31.10 01.11 02.11 03.11 04.11 Übung 2: Hallo Welt 2
Vorlesung 3: Struktureller Aufbau von Echtzeitanwendungen
Übung 2 Übung 2 Vorlesung 3
Abgabe A1
45 07.11 08.11 09.11 10.11 11.11 Übung 3: Antwortzeit
Ausgabe A2: Antwortzeit
Vorlesung 4: Zeitliche Analyse von Echtzeitanwendungen
Übung 3 Übung 3 Vorlesung 4
Ausgabe A2
46 14.11 15.11 16.11 17.11 18.11 Übung 4: WCET Analyse
Ausgabe A3: Ausführungszeit
Vorlesung 5: Abarbeitung periodischer Echtzeitsysteme
Übung 4 Übung 4 Vorlesung 5
Ausgabe A3 Abgabe A2
47 21.11 22.11 23.11 24.11 25.11 Übung 5: Simple Scope
Ausgabe A4: Simple Scope
Vorlesung 6: Ereignisgesteuerte Ablaufplanung periodischer Echtzeitsysteme
Übung 5 Übung 5 Vorlesung 6
Ausgabe A4
48 28.11 29.11 30.11 01.12 02.12
Vorlesungsfrei
49 05.12 06.12 07.12 08.12 09.12 Übung 6: System Science; Wiederholung
Vorlesung 7: Zeitgesteuerte Ablaufplanung periodischer Echtzeitsysteme
Übung 6 Übung 6 Vorlesung 7
Abgabe A3
50 12.12 13.12 14.12 15.12 16.12 Übung 7: Cyclic Scope
Ausgabe A5: Cyclic Scope
Vorlesung 8: Grundlegende Abfertigung nicht-periodischer Echtzeitsysteme
Übung 7 Übung 7 Vorlesung 8
Ausgabe A5 Abgabe A4
51 19.12 20.12 21.12 22.12 23.12 Übung 8: Wiederholung
Übung 8 Übung 8 Vorlesungsfrei
52 26.12 27.12 28.12 29.12 30.12
Weihnachten/Neujahr
01 02.01 03.01 04.01 05.01 06.01
Vorlesungsfrei
02 09.01 10.01 11.01 12.01 13.01 Übung 9: Extended Scope
Ausgabe A6: Extended Scope (Grundlegend)
Vorlesung 9: Zustellerkonzepte und Übernahmeprüfung
Übung 9 Übung 9 Vorlesung 9
Ausgabe A6 Abgabe A5
03 16.01 17.01 18.01 19.01 20.01 Übung 10: Zusteller
Ausgabe A7: Extended Scope (Erweitert)
Vorlesung 10: Rangfolge
Übung 10 Übung 10 Vorlesung 10
Ausgabe A7
04 23.01 24.01 25.01 26.01 27.01 Übung 11: Zugriffskontrolle
Ausgabe A8: Zugriffskontrolle
Vorlesung 11: Zugriffskontrolle
Übung 11 Übung 11 Vorlesung 11
Ausgabe A8 Abgabe A6
Abgabe A7
05 30.01 31.01 01.02 02.02 03.02 Übung 12: Vorlesungswiederholung
Vorlesung 12: Mehrkern Echtzeitsysteme
Übung 12 Übung 12 Vorlesung 12
Abgabe A8
06 06.02 07.02 08.02 09.02 10.02 Übung 13: Vorlesungswiederholung
Vorlesung 13: Industrievortrag
Vorlesung 13: Zusammenfassung
Übung 13 Übung 13 Vorlesung 13

Prüfung

In der Veranstaltung kann u.a. in folgenden Modulen verwendet werden:

  • Bachelor/Master: Modul Echtzeitsysteme mit 5 oder 7.5 ECTS in Abhängigkeit von der belegten Übung.
  • Kombinationsmodule mit 7.5, 10 oder 15 ECTS in Abhängigkeit vom Studiengang.

Die Prüfung erfolgt mündlich. Für weitere Informationen zur Prüfung konsultieren Sie bitte Ihre Prüfungsordnung oder das Prüfungsamt.